Beten mit den Füssen

Ja, der Wecker klingelte heute schon sehr früh. Doch wenn wir die grösste Hitze vermeiden wollen, müssen wir bald mal los. Auf dem Weg nach Lourdes führt uns die erste Etappe heute nach Bétharram. Wir gehen zuerst eine Weile in Stille, dann beten wir gemeinsam das Morgenlob. Auf den folgenden Kilometern laufen wir ein paar Mal in die falsche Richtung, dürfen uns aber auch ein wenig besser kennenlernen. Was wäre Pilgern ohne einen gemeinsamen Rosenkranz? Die Zeit vergeht wie im Flug und so erreichen wir gegen Mittag unsere Unterkunft in Bétharram.

Einige von uns toben sich wieder beim Fussballspiel aus, andere ruhen sich ein wenig aus und holen den verpassten Schlaf nach. Unser nächstes Abenteuer folgt jedoch sogleich: Wir dürfen die Höhlen von Bétharram bestaunen. Die Tour in den Tropfsteinhöhlen führt uns tief hinunter – bei angenehm kühlen Temperaturen sehen wir Stalaktiten und Stalagmiten, die in 100 Jahren gerade mal einen (!) Zentimeter wachsen. Eine Bootsfahrt über den Fluss tief im Berg darf natürlich nicht fehlen, genauso wie eine rasante Zugfahrt zurück zum Ausgang. Zurück bei unserer Unterkunft gibt es bald schon Pizza. Gestärkt schliessen wir den Tag mit dem Abendgebet rund ums Lagerfeuer ab.

Auch am Dienstag stehen wir wieder sehr früh auf, denn heute folgt die zweite Pilgeretappe, die uns nach Lourdes führt. In Stille geht es Schritt für Schritt weiter zwischen Fluss und Wiesen, ganz idyllisch, während langsam die Sonne höher steigt. Nach dem Morgenlob geht es weiter durch ein schönes Stück Wald, wo wir uns gegen aufdringliche Insekten behaupten müssen. Kaum ist das Ortsschild von Lourdes zu sehen, wird auch schon die Gitarre ausgepackt. Mit Lobpreisliedern und viel Vorfreude ziehen wir in den Wallfahrtsort ein, während es immer heisser wird. Zum Glück erwarten uns hier ein schattiges Plätzchen und ein Pilger-Lunch: Da wir hier in Frankreich sind, gibt es Geflügelleber-Terrine, die mal auf mehr, mal auf weniger Begeisterung stösst.

In der Hitze geht es nun einen Hügel hoch zur Unterkunft. Oben angekommen, erwartet uns schon die Frohbotschaft: Es gibt richtige Betten und wider Erwarten auch Duschen! Wir dürfen hier in der Kapelle auch die Messe feiern. Schön, dass sich uns heute auch Vikar Michael und ein weiterer Pilger angeschlossen haben. Doch leider muss uns ein anderer schon wieder verlassen: Er hat sich beim Fussballspielen verletzt. Wir alle hoffen, ihn dann in der Hauptwoche wiederzusehen. Nach der Messe stehen wieder die Austauschgruppen auf dem Programm. In diesen tauschen wir uns gemeinsam über unsere Beziehung zur Muttergottes aus. Dazu gibt es auch einen Pilger-Znacht … es bleibt aber nicht viel Zeit, denn bald beginnt die Kerzenprozession. Bei dieser erwartet uns zwar Nieselregen, es ist aber eine richtig schöne Erfahrung, mit Hunderten von Pilgern aus aller Welt gemeinsam den Rosenkranz zu beten. Wir müssen das wunderschöne Heiligtum aber gleich wieder verlassen, denn es zieht ein Gewitter auf. Jetzt erstmal ausschlafen!